Parkzeit wird zur Ladezeit – 2020 als das Jahr des induktiven Ladens
Automobilkonzerne arbeiten auch 2020 weiter am Zukunftsmodell Elektromobilität. Dennoch entscheiden sich beim Kauf eines Neuwagens noch immer wenige Menschen für die E-Variante. Das Ergebnis einer Umfrage von E.ON und Kantar EMNID zeigt, dass nur 16 % der Deutschen dem Kauf eines E-Autos gegenüber aufgeschlossen sind. Der Hauptgrund, warum so wenige für die Anschaffung eines Elektroautos sind, ist der hohe Anschaffungspreis, gefolgt von den wenigen Lademöglichkeiten. Genau dort setzt der Trend des Kabellosen Ladens während der Parkzeit an.
Der Autozulieferer Continental stellte bereits auf der IAA 2017 sein Konzept für das induktive Laden beim Parken vor. Alles, was der Fahrer für die Nutzung des intelligenten Systems tun muss, ist mit seinem Wagen über eine Sendeplatte auf dem Parkplatz zu fahren. Über eine Empfängerplatte am Unterboden des Fahrzeugs werden die Schnittstellen miteinander verbunden und die Energie wird kabellos an das Fahrzeug übertragen.
Über eine Mikronavigation im System des Autos wird bei der Annäherung an einen Parkplatz mit induktiver Ladefunktion eine Verbindung hergestellt und dem Fahrer mitgeteilt, wann er die richtige Position erreicht hat. Hat der Fahrer seinen Wagen korrekt abgestellt, kann der Ladevorgang beginnen. Die Parkzeit wird somit zur effektiven Ladezeit und nimmt darüber hinaus weniger Platz in Anspruch als herkömmliche Ladestationen mit Kabelverbindungen. Mittlerweile haben sich auch weitere Unternehmen, wie Plugless aus den USA, mit dieser Ladetechnik befasst und das Interesse wächst.
Remote Parken – Autos erfassen Parklücken selbständig
Park-Assistenten finden schon längere Zeit einen Platz in verschiedenen Fahrzeugen und auch die Remote-Technologie ist bereits schon auf dem Markt erhältlich, aber leider erst in sehr wenigen Fahrzeugmodellen verbaut und verfügbar. Große Automobilkonzerne wie BMW, Mercedes und Tesla bieten mit Hilfe von Zulieferern wie Bosch, den innovativen Parkassistenten als Zusatzpaket in Teilen Ihrer Modellreihen an.
Mit dem Remote Parken kann der Fahrer selbst entscheiden, ob er zum Ein- oder Ausparken im oder außerhalb des Wagens sein möchte. Per Knopfdruck am Autoschlüssel oder per Klick in der App auf dem Smartphone signalisiert der Fahrer dem System den Start des Parkmanövers und kann entspannt dabei zuschauen, wie das Fahrzeug eigenständig und präzise in die Parklücke fährt. Mit Ultraschallsensoren errechnet das System die Größe des verfügbaren Parkplatzes und stoppt automatisch, wenn sich ihm Hindernisse in den Weg stellen. Auf gleiche Weise funktioniert das Ausparken. Dank der fortlaufenden technischen Entwicklung darf man gespannt sein, inwieweit sich das Remote Parken im Jahr 2020 serienmäßig und auch bei anderen Herstellern etabliert.
Autonomes Parken – Das Parkhaus der Zukunft
Bisher funktioniert das Parken in öffentlichen Parkhäusern nach einem bestimmten System. Man fährt vor die Schranke des Parkhauses, zieht ein Ticket, die Schranke öffnet sich und man sucht sich eine freie Stellfläche. Vor dem Herausfahren löst man das Ticket am Ticketschalter ein, fährt wieder vor die Schranke, gibt das Ticket ab, die Schranke öffnet sich und man verlässt das Parkhaus. Eine zeitaufwendige und stressige Angelegenheit für jeden Autofahrer.
Der Automobilkonzern Daimler und die Zulieferer Bosch haben gemeinsam in Stuttgart ein Parkhaus entwickelt, bei dem dieses Prozedere der Vergangenheit angehört.
Das Pilotprojekt „Automated Valet Parking“ zeigt wie die Zukunft des Parkens aussehen kann– Ein automatisierter Parkservice, der den Parkvorgang vollkommen selbstständig regelt. Diese Lösung gilt weltweit als erste infrastrukturgestützte Lösung für Einparkservice im realen Verkehr.
In dem Parkhaus des Mercedes-Benz-Museums können sich Interessenten per App ein Fahrzeug reservieren, das selbstständig in die sogenannte „Pick-up Area“ vorfährt. Möchte jemand seinen Wagen wieder zurückgeben, stellt er ihn in der dafür vorgesehenen „Drop-off Area“ ab und gibt den Wagen per Smartphone wieder an das Parkhaus zurück. Das Fahrzeug regelt von diesem Moment an autonom den Rest. Möglich macht das fahrerlose Parken eine intelligente Infrastruktur des Parkhauses: Sensoren im Parkhaus sind mit dem System des Fahrzeugs verbunden und steuern es so durch die Fahrbahnen und auf den vorgesehenen Stellplatz. Anschließend wird das Fahrzeug abgeschaltet.
Seit zwei Jahren läuft das Pilotprojekt von Daimler und Bosch nun schon in Stuttgart. Öffentliche Parkhäuser können mit der Infrastruktur-Technik nachgerüstet werden. Somit legen die beiden Großkonzerne den Grundstein für die Implementierung des fahrerlosen Parkens im öffentlichen Alltag.
Smartes Parken – Mit IoT-Systemen Parkräume besser nutzen
Besonders in Großstädten oder Ballungsräumen macht die Suche nach einem freien Parkplatz einen Großteil der Fahrzeit aus. Laut einer Studie verbringen Autofahrer in den Städten Berlin, Köln, Hamburg und München durchschnittlich acht Minuten mit Suchen nach einem Parkplatz. Spitzenreiter ist Frankfurt am Main mit zehn Minuten.
Um die Suche nach Parkplätzen zu erleichtern und dem Konzept von Smart Cities ein Stück näher zu kommen, arbeiten Unternehmen und Ministerien gemeinsam an intelligenten Internet of Things Lösungen.
Vodafone Smart Parking vom Kommunikationsunternehmen Vodafone stellt eine dieser Lösungen dar. Dieses intelligente System wird momentan in Düsseldorf unter dem Projektnamen „KoMoD“ in Zusammenarbeit des Automobilherstellers Ford, der Stadt Düsseldorf und des Bundesministerium für Verkehrund digitale Infrastruktur getestet.
Das Smart Parking System ermittelt mit Hilfe von Sensoren freie und belegte Parkplätze. Die Daten werden in Echtzeit in die Vodafone IoT Cloud eingespeist und gelangen über ein zentrales Dashboard auf das smarte Endgerät der vernetzten Autofahrer. Je nachdem wo sich der jeweilige Fahrer befindet, werden ihm in der App freie Parkplätze und die benötigte Fahrzeit dorthin angezeigt. Dabei erkennt das intelligente System die Anzahl suchender Fahrzeuge und lotst sie automatisiert an verschiedene Stellflächen, um nicht alle Fahrzeuge zum gleichen Parkplatz zu leiten. In Zukunft soll das Smart Parking System von Vodafone ebenfalls mit Reservierungssystemen per App erweitert werden.
Digitale Verkehrsinfrastruktur
Um die Organisation von Projekten wie Smart Parking von Vodafone bestmöglich zu gestalten, beschränkt sich die Daten Speisung in der Zukunft nicht allein auf die Vernetzung von Sensoren mit Clouds, sondern greift auf eine vernetzte Verkehrsinfrastruktur zurück. Die digitale Vernetzung der Verkehrsinfrastruktur mit beispielsweise Nutzer-Endgeräten wie dem Smartphone wird auch 2020 weiter zunehmen:
- Strategiekonforme Verkehrssteuerung: Je nach Verkehrslage, sollen dem Autofahrer keine allgemeinen Standardrouten angezeigt werden, sondern stets Alternativrouten.
- Transparente Verkehrsbeeinflussung: Den Fahrzeugen werden via Mobilfunk die Daten der elektronischen Autobahn Anzeigetafeln übermittelt.
- Smartes Störfallmanagement: Sind einzelne Straßen auf der Route gesperrt, sollen Umleitungsrouten dem Fahrer vorgeschlagen werden.
- Kooperative Ampeln: Ampeln, die örtliche Straßenbahn sowie Fußgängerströme sollen ebenfalls in dem Leitsystem berücksichtigt werden.
Ziel von Anbietern wie SWARCO ist es, durch die intelligente Organisation des Verkehrs die Straßen zu entlasten und Staus zu verhindern.
Maut- und Bußgeldverschärfungen – Der mögliche Änderungskatalog 2020
Neben den vielseitigen technischen Innovationen werden sich Autofahrer ebenfalls auf weniger komfortable Änderungen im Straßen- und Parkverkehr einstellen müssen: Parkgebühren, City-Mauts und Bußgelder für das Falschparken werden angezogen.
Bereits Ende 2019 wurde vom Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur ein Entwurf zur Verschärfung der Straßenverkehrsordnung vorgelegt, über den der Bundesrat im Februar 2020 abstimmen soll. Folgend ein kleiner Teil des Änderungskatalogs, sowie weitere Forderungen:
Der Deutsche Städtetag fordert die Parkgebühren für Anwohner im innerstädtischen Raum zu erhöhen und eine City-Maut einzuführen. Derzeit kostet ein jährlicher Parkausweis dem Anwohner im Schnitt lediglich 30 Euro. Für den Hauptgeschäftsführer des Städtetags, Helmut Dedy, zu wenig. Seiner Meinung nach sollten die Städte bis zu 200 Euro pro Parkausweis verlangen dürfen. Durch die Erhöhung der Parkgebühren und der Einführung einer Maut für die Innenstadt verspricht sich Dedy den Umstieg auf öffentliche Verkehrsmittel und folglich ein vermindertes Verkehrsaufkommen in den Innenstädten. Dabei steht auch der Blick Umweltbelastung im Fokus. Städte wie Madrid und London erheben bereits seit über 15 Jahren höhere Parkgebühren für umweltschädliche PKW-Modelle, während emissionsarme Fahrzeuge, wie Hybride oder E-Fahrzeuge, begünstigt werden.
Härter ins Gericht will das Bundesverkehrsministerium ab 2020 mit Falschparkern gehen, um besonders Fahrradfahrer zu schützen. Bisher musste ein Autofahrer ein Bußgeld von 20 Euro fürchten, wenn durch sein Parken in zweiter Reihe ein Radfahrer gefährdet wurde. Dieses Bußgeld soll auf 80 Euro sowie einem Punkt in Flensburg angehoben werden. Radweg-Parker sollen in Zukunft mit 70 Euro Bußgeld und einem Punkt in Flensburg geahndet werden.
Fazit: Die Zukunft des Parkens hat begonnen
Der Blick auf die Trends und Pilotprojekte 2020 zeigen, dass sich das Parken der Zukunft zu intelligenten und selbstfahrenden Systemen hin entwickelt. Wie schnell diese Trends großflächig in der Praxis umgesetzt werden können, bleibt noch abzuwarten. Dennoch ist es spannend zu sehen, welche Parken Trends schon heute möglich sind und umgesetzt werden. Wir bleiben gespannt, was die Zukunft zu Beginn der nächsten Dekade im Bereich Parken zu bieten hat.
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Quellen:
https://www.auto-motor-und-sport.de/news/parken-und-laden-continental-zeigt-induktiv-loesung/
https://www.pluglesspower.com/learn/ev-charging-logistical-pains-go-wireless/
https://www.parkeagle.com/2020/01/30/top-10-smart-parking-innovations-2020/
https://www.bmvi.de/SharedDocs/DE/Artikel/StV/stvo-novelle.html
alle Quellen wurden am 07.02.2020 abgerufen.