Seit Smartphone-Apps es möglich gemacht haben, verkehrsmittelunabhängig die schnellste oder bequemste Route zu finden, hat die innerstädtische Mobilität sich signifikant verändert. Sie ist intermodal geworden – das  bedeutet, sie beinhaltet die Nutzung verschiedener Verkehrsmittel. Das Prinzip stammt aus dem Bereich der Logistik. Im Güterverkehr ist es schon lange üblich, Waren mit mehr als nur einem Verkehrsmittel von A nach B zu transportieren. Was mit dem Containerschiff über den Ozean gekommen ist, wird mit dem LKW ins Verteilerzentrum gefahren und von dort per Lieferwagen an den Bestimmungsort gebracht. Inzwischen funktioniert der urbane Personenverkehr ganz ähnlich: Der Transfer startet zu Hause mit dem eigenen Auto, aber die Fahrt endet nicht am Zielort, sondern am Innenstadtrand. Von dort geht es mit der U-Bahn oder mit der Straßenbahn weiter, ehe mit dem Umsteigen auf ein Mikroverkehrsmittel (E-Scooter oder  E-Roller) ein letzter Wechsel erfolgt. 

Die Mobility-Hub Idee: ankommen – und weiterfahren

Mit dem Bestreben, intermodal reisenden Menschen einen sicheren und komfortablen Wechsel zwischen den einzelnen Verkehrsmitteln zu ermöglichen, kam die Idee der Mobility Hubs auf. Die Reisenden sollen an zentralen Knotenpunkten Zugang zu verschiedenen Verkehrsträgern haben. Viele Bahnhöfe und Flughäfen weisen bereits Eigenschaften eines Mobility Hubs auf, denn wo Züge halten und Flugzeuge landen, gibt es weitere Reisemöglichkeiten wie Taxi, Busse und Niederlassungen von Leihwagenfirmen. Auch ein Park&Ride-Parkplatz ist im weitesten Sinne ein Mobility Hub. Die zugrunde liegende Idee ist stets dieselbe: Der Reisende soll ankommen, bequem auf ein anderes, geeigneteres Verkehrsmittel umsteigen und weiterfahren können.

Warum Mobility Hubs für die Mobilitätswende wichtig sind

Wenn es aber mit Flughäfen, Bahnhöfen, Busbahnhöfen und Park&Ride-Parkplätzen schon Mobilitätsknotenpunkte gibt – was ist dann an der Mobility-Hub-Idee neu?  Die Antwort auf die erste Frage ergibt sich aus der zweiten: Wir brauchen weitere Hubs, weil für die Verkehrswende sehr vieleMobilitätsstationen nötig sind. Und Hubs sind in einer viel kleineren – und leichter zu realisierenden – Größenordnung angesiedelt als Flughäfen oder Bahnhöfe.

Das Prinzip der intermodalen Mobilität zielt darauf ab, Mobilität als abrufbare Dienstleistung (Mobility as a Service = MaaS) zu etablieren. Der Sinn besteht zum einen darin, den Verkehr effizienter zu machen (beispielsweise Autostaus reduzieren), und zum anderen darin, die Klimabelastung durch CO2-Emissionen zu verringern. Damit das Modell MaaS aber in unserer Gesellschaft akzeptiert wird, sollte es drei wesentliche Voraussetzung erfüllen: Es muss

  •  komfortabel sein,
  •  vernetzt sein und
  • es darf keinen großen zeitlichen Verzug verursachen.

Der Wechsel von einem Verkehrsmittel zum anderen soll unkompliziert sein – ohne lange Parkplatzsuche und ohne langen Fußwege. Zudem darf das Auswählen, Buchen und Bezahlen der einzelnen Transporte nicht mit großem Aufwand verbunden sein. Der intermodale Transfer sollte zudem nicht viel länger dauern als der Transfer mit einem Individualverkehrsmittel. Wenn MaaS-Nutzer im Verlauf einer Reise schon die Änderungen des Transfermodus in Kauf nehmen müssen, so darf diese Änderung sich nicht auch noch stark auf die Reisedauer auswirken. Das wiederum bedeutet, dass keine großen Umwege – etwa über einen Bahnhof – nötig sein dürfen.

mobility-hub

Das alles ist nur mittels Mobility Hubs zu gewährleisten, und zwar in Kombination mit digital gesteuerten Mobilitätsnutzungssystemen. Die Bereitstellung solcher Digitalsysteme macht das Prinzip MaaS überhaupt erst attraktiv: Eine in Europa durchgeführte Befragung von ORB International zur Akzeptanz von MaaS ergab, dass fast zwei von drei Befragten die Abkehr vom eigenen Auto in Betracht ziehen würden, wenn eine komfortablere Kombination aus öffentlichen Verkehrsmitteln und App-basierten Mobilitätsservices verfügbar wäre.

Definition: Was ist ein Mobility Hub?

Ein Mobility Hub, auch „Mobilpunkt“ oder „Mobilitätsstation“ genannt, ist nach einhelliger Definition ein Ort, an dem verschiedene Verkehrsmittel und Mobilitätsservices räumlich zusammenkommen. Er besteht also einerseits aus einem physischen Raum, zum Beispiel einem Parkhaus, und andererseits aus Mobilitätslösungen und -dienstleistungen, die aufeinander abgestimmt sind. Üblicherweise weist ein Mobility Hub folgende Komponenten auf:

  • Abstellmöglichkeiten für Individualverkehrsmittel, insbesondere für Autos und Fahrräder
  • Ladeinfrastruktur für Elektrofahrzeuge
  • Angebote für die Nutzung von Sharing-Mobility (Car-/Bike-Sharing) und von Leihfahrzeugen (Leihfahrrädern, E-Rollern, E-Scootern)
  • Zugang zu öffentlichen Verkehrsmitteln

Begegnungsstätte vs. Dienstleistungsdrehscheibe

Was konkret alles zu einem Mobility Hub gehören muss, ist indes nicht festgelegt. Die verschiedenen Träger von Mobility Hubs haben unterschiedliche Ansichten: Während kommunale Träger Mobility Hubs eher als Service- und Begegnungsstätte mit hoher Aufenthaltsqualität für die Bürger ansehen, sehen privatwirtschaftliche Träger sie vor allem als Verteilerstationen für unternehmenseigene Dienstleistungen an. Die Stadt Hamburg etwa plant für den neuen Stadtteil Oberbillwerder die Realisierung von elf mehrgeschossigen Mobility Hubs, in denen neben vielfältigen Mobilitätsangeboten auch Platz für kleine Läden (Supermarkt, Bäcker, Kiosk), Jugendzentren und Bibliotheken sein soll. Die Tankstellenkette ARAL hingegen, die im Oktober 2020 den ersten ARAL Mobility Hub in Berlin eröffnete, sieht ihren Hub als multifunktionale Service-Station. Ihr Kernstück sind Hochleistungsladestationen für E-Autos, die von der ARAL AG betrieben werden. Gleichzeitig ist der Hub aber auch ein Standort für die Mobilitäts-App „Jelbi“ der Berliner Verkehrsbetriebe (BVG), deren Angebot verschiedene Car-Sharing-Optionen, E-Scooter und E-Roller umfasst. 

Zusammenfassung

Mobility Hubs dienen dazu, Intermodalität als Alternative zum privaten Auto zu fördern, indem sie als Verbindung zwischen Individualverkehrsmitteln – wie Auto oder Motorrad – einerseits und öffentlichen Verkehrsmitteln bzw. Sharing-Verkehrsmitteln und Leihfahrzeugen andererseits fungieren. So ermöglichen sie eine weitgehend nahtlose Verknüpfung verschiedener klimaschonender Mobilitätsformen. Wesentliche Merkmale von Mobility Hubs im engeren Sinne sind das Vorhandensein einer Ladeinfrastruktur für Elektrofahrzeuge und digitale Organisiertheit. 

Insbesondere die Ladeinfrastruktur erhöht den gesellschaftlichen Nutzen von Mobility Hubs enorm: Hubs mit Lademöglichkeit sind nicht nur wichtige Bausteine einer künftigen klimafreundlichen Mobilität, sondern sie stellen auch eine Lösung für das Reichweitenproblem bei Elektroautos dar. Die Fahrer von E-Autos können ihre Fahrzeuge kurz vor der „letzten Meile“ in Mobility Hubs abstellen und aufladen, während sie ihre Fahrt mit anderen Verkehrsmitteln fortsetzen.

Wie das ARAL-Mobility-Hub-Konzept zeigt, ist die Etablierung von Mobility Hubs auch ein zukunftsträchtiges Geschäftsmodell, und zwar nicht nur für Unternehmen der Mobilitätsbranche. Betreiber von Gewerbeimmobilien etwa können aus einem zum Gebäude gehörigen Park-Areal ohne großen baulichen Aufwand einen Mobility Hub machen – digitale Stellplatzbuchungssysteme, wie sie zum Beispiel von ParkHere angeboten werden, sind der Schlüssel dazu. Da das ParkHere-System jederzeit mit einem Ladeinfrastrukturangebot kombiniert werden kann, lässt sich über Kooperationen mit Mobilitätsanbietern leicht ein Park-, Lade- und Bike- oder E-Scooter-Angebot generieren.

Mobility Hubs sind also viel mehr als nur Verkehrsmittelverteilstationen. Sie sind die notwendige Voraussetzung für die Herausbildung einer urbanen Mobilität, die es unserer Gesellschaft erlaubt, dem immer weiter voranschreitenden Personentransferbedarf ohne entsprechend größere Klimabelastung Rechnung zu tragen. Des Weiteren sind sie ein Wertsteigerungsinstrument für öffentliche und nicht öffentliche Gebäude mit eigenem Park-Areal.

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